Das wichtigste Argument, welches immer im Vordergrund stehen sollte: Wir als Beteiligte im Sport möchten Menschen bewegen und für den Sport begeistern und somit auch die jüngsten unserer Bevölkerung - die Kinder. Mit dem Engagement in Ganztagsschulen können wir Sport als festen Bestandteil im noch jungen Leben der Kinder etablieren und zusätzliche Sportangebote schaffen. Die Einführung von Ganztagsangeboten in Schulen eröffnet neue Chancen für die Entwicklung von Sportvereinen. Durch die gezielte Talentsichtung in diesen Angeboten können Kinder frühzeitig für den Vereinssport begeistert und eine Bindung zu den Sportvereinen aufgebaut werden. Zudem erreichen die Vereine neue Zielgruppen (Freunde, Geschwister, Eltern, …), können den Kontakt zu potentiellen, neuen Mitgliedern aufbauen sowie passive Mitglieder reaktivieren. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Kinder als zukünftige (Schul-)Sportassistenten gewonnen werden können, was den Vereinen einen zusätzlichen Mehrwert bietet. Mit Sportangeboten in der Schule können die Vereine ihre Angebote und Leistungen präsentieren und für sich werben.

Ein zentraler Aspekt ist die Bewegungsförderung, die in der heutigen Zeit von großer Bedeutung ist. Durch die Zusammenarbeit können Schulen den Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten bieten, sich sportlich zu betätigen und die Freude an der Bewegung zu vermitteln. Dies trägt nicht nur zur physischen Gesundheit der Kinder bei, sondern fördert auch ihr allgemeines Wohlbefinden.
Ein bewegungsaktiver Schulalltag wird durch die Integration von Sportvereinsangeboten erheblich bereichert. Die Kinder haben die Gelegenheit, verschiedene Sportarten kennenzulernen und sich in diesen auszuprobieren, was nicht nur ihre sportlichen Fähigkeiten verbessert, sondern auch das Interesse an einem aktiven Lebensstil weckt. Zudem profitieren Schulen vom ehrenamtlichen Charakter der Sportvereinsangebote, da diese oft kostengünstig oder sogar kostenlos zur Verfügung stehen.
Die Zusammenarbeit fördert auch die Integration, indem sie Kindern aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen die Möglichkeit gibt, gemeinsam Sport zu treiben und Freundschaften zu schließen. Dies stärkt die Sozialkompetenz der Schüler, da sie lernen, im Team zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und Konflikte konstruktiv zu lösen. Darüber hinaus können Talente frühzeitig erkannt und gefördert werden, was den Schülern nicht nur sportliche Perspektiven eröffnet, sondern auch ihr Selbstbewusstsein stärkt.
Insgesamt ist die Kooperation zwischen Schulen und Sportvereinen eine wertvolle Möglichkeit, um die ganzheitliche Entwicklung der Schüler zu unterstützen und ihnen eine aktive, gesunde und soziale Lebensweise näherzubringen.

In Anbetracht der kostenlosen Angebote im Ganztag stellt sich die Frage, warum kostenpflichtiger Vereinssport weiterhin attraktiv sein sollte. Dennoch können Sportvereine durch die Bereitstellung von Wettkampfsport und Schnupperangeboten in Form von AGs im Ganztag das Interesse der Kinder wecken und deren Begeisterung durch qualifizierte Übungsleiter fördern. Heißt, wenn die Übungsleitung eine AG in der Schule sowie einen Kurs im Verein leitet und die Übungsleitung die Kinder mit ihrer Art begeistert, kann das Interesse der Kinder für den Vereinssport geweckt werden.

Kooperationen unterstützten nicht nur die motorische Entwicklung der Kinder, sondern erfüllen auch eine gesellschaftspolitische Verpflichtung, indem sie deren Bewegungsbedürfnisse ansprechen und das Image der Vereine verbessern. Sport-AGs können dazu beitragen, eine gesundheitsbewusste Lebensweise bei den Kindern zu fördern und die örtliche Vernetzung sowie Zusammenarbeit zu stärken. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, neue Mitarbeitende zu gewinnen und die pädagogische Arbeit im Sport zu intensivieren. Auch ausgefallene oder Trendsportarten können durch diese Kooperationen in den Schulalltag integriert werden, was das Angebot für die Kinder bereichert. Des Weiteren können Sportvereine dem Problem der begrenzten Sportstättenkapazitäten entgegenwirken. Sportvereine, die mit Ganztagsschulen kooperieren, können möglicherweise leichter Zugang zu kommunalen Sportstätten am Nachmittag und gelegentlich auch am Vormittag erhalten. Diese Kooperation eröffnet Chancen für Hallenzeiten, die zuvor nicht verfügbar waren. Der tatsächliche Vorteil hängt jedoch von der jeweiligen Situation vor Ort ab. Eine gute Vernetzung mit Schulen und kommunalen Trägern könnte zudem die Hallennutzung positiv beeinflussen. Die Vergabe der Hallenzeiten erfolgt häufig durch die Kommune, wobei Ganztagsschulen Vorrang vor Vereinen haben.

Ein Problem, mit dem vor allem kleinere Vereine zu kämpfen haben, ist die Personalsuche für die Sportangebote im Ganztag. Die Suche wird nicht leicht, doch es gibt verschiedene Möglichkeiten.
Mögliche Methoden, um neues Personal zu finden:

• Persönliche Ansprache
• Vereinswebsite
• Soziale Medien
• Aushänge auf dem Sportgelände, örtlicher Supermarkt, Postfiliale, Bäckerei
• Presseartikel

Mögliches neues Personal:

• Freiwilligendienstleistende (FWD) sind für Vereine eine beliebte Option günstiges Personal einzusetzen und jungen Menschen ein Orientierungsjahr nach der Schule zu ermöglichen. Bei der Einstellung eines FWDlers ist es wichtig, dass der/die Freiwillige immer eine feste Ansprechperson hat, an die er oder sie sich wenden kann. Beim Einsatz von FWDlern gibt es verschiedene Varianten:
  • FWDler werden vom Verein eingestellt und arbeiten über eine Kooperation an der Ganztagsschule.
  • Teilung eines FWDlers durch Sportverein und Ganztagsschule.
  • Der Regionssportbund fördert den Freiwilligendienst in verschiedenen Formen. Im ersten Jahr des Einsatzes eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) betragen die Kosten für den Verein 550 € pro Monat, wovon der Regionssportbund 155 € pro Monat als Förderung übernimmt. Im zweiten Jahr bleibt der monatliche Kostenbeitrag für den Verein ebenfalls bei 550 €, jedoch reduziert sich die Förderung durch den RSB auf 115 Euro pro Monat. Für den BFDnext Ü27, der unter anderem für ältere Freiwillige gedacht ist, belaufen sich die Kosten für den Verein auf 250 € pro Monat, wobei der Regionssportbund hier eine Förderung von 150 € pro Monat bereitstellt. Weitere Informationen: www.rsbhannover.de/angebote/projekte/fwd-projekt
• Hauptamt mit einem weiteren Verein teilen
  • (Schul-)Sportassistent:innen (ältere SuS) unterstützen die ÜL
  • Praxisbeispiel: SuS weiterführender Schulen werden von ihrem Unterricht freigestellt, um bei AGs zu unterstützen
• Eltern, Personen in Elternzeit, Halbtagsbeschäftigte, Schichtarbeitende mit Qualifizierung
• Ehemalige Übungsleitende mit Erfahrung (Reaktivierung der Lizenz)
• Renter:innen/Pensionär:innen
• Angehende Erzieher:innen, Lehrer:innen, Sozialarbeiter:innen, die sportinteressiert sind → Sportpädagogische Fachkraft im Ganztag (mehr Infos siehe „Qualifizierungsmöglichkeiten“)

Über die Eignung und den Einsatzbereich entscheiden die Schulleitung (und/ oder die Koordinator:innen) sowie zum Teil das jeweilig zuständige Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB). Schulen wollen häufig doppelte Betreuung (abhängig vom Betreuungsschlüssel). Wer doppelte Betreuung will, muss aber auch doppelte Betreuung bezahlen. Dabei ist zu bedenken, dass eine zweite Betreuungsperson nicht dieselbe oder keine gleichwertige Qualifikation haben muss wie die Person, die das inhaltliche Angebot durchführt. In einigen Kommunen haben sich vergleichsweise kostengünstige Lösungen mit FSJler:innen oder Kinderpfleger:innen als zweite Kraft etabliert.

• Projekttag mit der Schule
  • Vorstellung einer/mehrerer Sportart(en) aus dem Sportverein an einem Schultag
• Projektwoche mit der Schule
  • Vorstellung einer/mehrerer Sportart(en) aus dem Sportverein in einer Schulwoche
• Sportartenkarussell
  • AG während des Schulhalbjahres
  • Bspw. vier Woche Sportart A, weitere vier Wochen Sportart B usw.
• Klassische AG
  • Schüler:innen wählen eine Sportart für das gesamte Schulhalbjahr
• Fortgeschrittene AG
  • Schüler:innen wählen eine Sportart für das gesamte Schulhalbjahr
  • Aufbauend auf der ersten AG, können sich die Schüler:innen hier anmelden, um weitere Kompetenzen zu erlernen
• Brückenjahr Kita und Schule
  • Gemeinsames Angebot für Vorschulkinder und Grundschulkinder

Es gibt verschiedene Qualifizierungsmöglichkeiten des LandesSportBund Niedersachsen für Interessierte:

bildungsportal.lsb-niedersachsen.de/angebotssuche

• Die C-Lizenz Breitensport mit dem Schwerpunkt "Ganztag" umfasst 120 Lerneinheiten, von denen 28 auf das Thema "Ganztag" entfallen. Diese Ausbildung richtet sich insbesondere an Übungsleitende ohne Lizenz, die ein AG-Angebot im Ganztag übernehmen möchten.
• Die "Fit für den Ganztag" richtet sich an Übungsleitende und Trainer:innen (auch ohne Lizenz), die ebenfalls AG-Angebote im Ganztag anbieten wollen. Dies ist eine qualifizierte und kompakte Fort-/Ausbildung, die ab 2025 angeboten wird.
• Zusätzlich gibt es den Qualifix-Baustein 5 “Sportverein und Ganztagsschule”, der sich mit den Chancen und Herausforderungen für Sportvereine im Ganztagsbetrieb beschäftigt. Diese Fortbildung richtet sich an Vereinsvorstände, Schulleitungen und Ganztagsträger und bietet Informationen zur Entwicklung individueller Strategien für die Zusammenarbeit mit Ganztagsschulen.
• Die lokalen Qualitätszirkel bieten Übungsleitenden, Sportlehrkräften und pädagogischem Personal die Möglichkeit, relevante Themen zur Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und Schulen auszutauschen und sich fortzubilden. Diese Fortbildung umfasst fünf Lerneinheiten, die für die Verlängerung der ÜL C-Lizenz anerkannt werden, und die Teilnahme ist für Übungsleitende sowie Lehrkräfte in Niedersachsen kostenfrei.
• Ein weiterer lokaler Qualitätszirkel ("Ganztag beweg(t) dich") fokussiert sich auf die Besonderheiten der Ganztagsbetreuung ab 2026 und das praktische Erproben von niederschwelligen Bewegungsangeboten. Hierbei werden Fragen behandelt, wie heterogene Gruppen in Bewegung gebracht werden können und wie Bewegungsangebote im schulischen Ganztag gestaltet werden können.

Sportpädagogische Fachkraft im Ganztag

Durch eine gezielte sportbezogene Ausbildung qualifiziert der LandesSportBund Niedersachsen Fachkräfte, die im Ganztagsschulsetting mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. In einer 180 Lerneinheiten umfassenden Ausbildung werden Teilnehmende zu sportpädagogischen Fachkräften ausgebildet. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten sie die ÜL C-Lizenz für Kinder sowie das Zertifikat „Sportpädagogische Fachkraft im Ganztag“. Diese Ausbildung ist vom Niedersächsischen Kultusministerium anerkannt und kann auch für den Quereinstieg in die Ausbildung zur Sozialassistentin oder zum Sozialassistenten an einer BBS genutzt werden.

Aktuell laufen die Anmeldungen für drei Ausbildungslehrgänge:

Ort: Oldenburg
Wann: 30.10.2024 – 22.02.2025
Anmeldung (Bildungsportal: Kursnummer: 36701)

Ort: Seevetal-Emmelndorf
Wann: 31.11.2024 – 23.02.2025
Anmeldung (Bildungsportal: Kursnummer: 36556)

Ort: Hannover
Wann: 20.01.2025 – 21.06.2025
Anmeldung (Bildungsportal - Kursnummer: 3700)

• Der Verein muss sich selbst darüber klarwerden, welche Kompetenzen vorhanden sind, was konkret in welchem Umfang angeboten werden kann und welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind.
• Informationen auf der Homepage der Schule einholen, ggf. das Schulprogramm/-konzept kennenlernen.
• Gespräch mit der Schulleitung oder der zuständigen Lehrkraft für die Ganztagskoordination suchen.
• Zunächst Einzelprojekte anbieten.
• Etwas vorschlagen, aber Spielraum für gemeinsame Ideen lassen.
• Flexibel sein und auf die Besonderheiten der Schule Rücksicht nehmen.
• Gemeinsame Fachveranstaltungen besuchen.

• Pädagogische Ziele im Kooperationsvertrag festhalten
• Finanzierung sichern und Rahmenbedingungen klären
• Qualifizierung der Übungsleitungen
• Kommunikation aufbauen
• Schülerinnen und Schüler stehen im Mittelpunkt
• Verknüpfung von Vor- und Nachmittag
• Evaluation und Reflexion der eigenen Rolle
• Erfolge gemeinsam feiern
• Nachhaltige Gestaltung der Angebote